Heike Hirsch erhält den ersten Kulturpreis des Landkreises Vorpommern-Greifswald

Seit 1994 ist Heike Hirsch im Kulturwerk Vorpommern e. V. in Eggesin aktiv, seit 1997 ist sie ehrenamtliche Vorstandsvorsitzende. Der Verein betreibt in Eggesin mehrere Kultureinrichtungen. Im KreativZentrum finden offene und feste Kurse für alle Altersgruppen statt. Mobile Angebote erreichen auch das Umland.  In der KulturWerkstatt im ehemaligen Vierseitenhof in Eggesins Zentrum stehen Ausstellungen, Lesungen, Filmvorführungen und Konzerte auf dem Programm. Die Planung und Umsetzung des vielfältigen Kulturprogramms für alle Altersgruppen leistet Heike Hirsch im Ehrenamt. Seit 2010 befindet sich unter dem Dach der KulturWerkstatt auch eine Bücherei. Als feststand, dass die örtliche Bibliothek schließen musste, zögerte Heike Hirsch nicht lange und übernahm den Bücherbestand, um ihn kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Das Kulturwerk Vorpommern – und im Besonderen die Arbeit von Heike Hirsch sind ein wichtiger Beitrag zur kulturellen Grundversorgung in einer Region, die durch ihre Randlage sowohl im Landkreis Vorpommern-Greifswald als auch in ganz Mecklenburg-Vorpommern oftmals als abgeschnitten gilt. Umso wichtiger ist, dass die Menschen vor Ort soziokulturelle Angebote haben, kreativ sein können und gemeinsam Kultur erleben. Ob in Eggesin, Gnoien, Rövershagen oder Ludwigslust – Soziokulturelle Zentren sind in Mecklenburg – Vorpommern in vielen kleinen Orten zu finden und stärken vor Ort den Austausch zwischen verschiedenen Menschen und den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Mit Ausstellungen, Konzerten oder Filmvorführungen beleben sie alte Gebäude. Kursangebote und Workshops laden dazu ein, Kultur selbst zu machen, sich einzubringen und mitzumachen. Die Bedeutung der soziokulturellen Arbeit besonders im ländlichen Raum wird wahrgenommen und gewürdigt, zum Beispiel durch die Vergabe des Kulturpreises des Landekreises Vorpommern Greifswald am 8. Juni 2023 an die Eggesinerin Heike Hirsch. Der Preis war im Rahmen des Fachtages Kultur zum ersten Mal vergeben worden, Heike Hirsch teilt sich den mit 3000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr mit dem Förderverein Kleinkunst Insel Usedom. Die Auszeichnung von Heike Hirsch ist ein wichtiges Zeichen, auch für andere in der Soziokultur. Häufig wird ihr Engagement als Selbstverständlichkeit hingenommen, Wertschätzung und finanzielle Unterstützung, vor allem durch die Politik lassen zu wünschen übrig.

Die bisweilen schwierigen Bedingungen der kulturellen Projektarbeit haben Heike Hirsch nie entmutigt. Wie viele Engagierte in der Soziokultur schafft auch das Kulturwerk Vorpommern viel mit viel zu geringen Mitteln. So macht der Bereich Soziokultur nur ca. 0,6% der Kulturförderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern aus, in den Kommunen sieht es in der Regel ähnlich aus. Trotz steigender Kosten, z. B. für Energie und Künstlergagen, ist die Förderungen seit mehr als 10 Jahren nicht erhöht worden. Hauptamtliche Arbeit, wenn es sie gibt, kann in der Soziokultur nicht angemessen vergütet werden.

Aufgrund dieser Bedingungen steht für viele soziokulturelle Zentren das Aufgeben immer wieder im Raum. Viele Engagierte der ersten Stunde wollen in den nächsten Jahren ihr Lebenswerk in jüngere Hände abgeben und der nachfolgenden Generation bessere Arbeitsbedingungen anbieten. Wenn sich die Situation nicht ändert, geht die Soziokultur und damit ein wichtiger Teil der kulturellen Grundversorgung in den nächsten Jahren unter.

 

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