Pressemitteilung Forum Kulturverbände MV
08.11.2023

Am 26. Oktober 2023 kamen Kulturschaffende, Engagierte und Vertreter:innen aus Politik und Verwaltung in Wismar auf der Landeskulturkonferenz zusammen. „Alles auf Zukunft.“ war das Motto, unter welchem Themen wie Transformation, Inklusion, Nachhaltigkeit und Fair Pay diskutiert wurden. Nach dem mehrjährigen Qualitätsprozess zur Erarbeitung der Kulturpolitischen Leitlinien, lag der Fokus deutlich auf der Problematik, die in der freien Kultur seit 2010 besteht: die eingefrorene Finanzierung. Während der gesamte Kulturetat einen stetigen Aufwuchs zu verzeichnen hat, befinden sich die Ausgaben für die nicht-staatlichen Kulturträger immer noch auf dem absoluten Niveau von 2010 – ohne jeglichen Ausgleich von Inflation und allgemeinen Kostensteigerungen.

Nun will das Land „verbindliche Mindesthonorare für freischaffende Künstlerinnen und Künstler bei Projekten […], die durch die Landesregierung gefördert werden [einführen][1]“. Dieser Ansatz ist sehr zu begrüßen, denn laut Deutschem Kulturrat lag 2022 z.B. das Durchschnittseinkommen der in der Künstlersozialkasse versicherten selbständigen Musikerinnen und Musikern bei 14.181 Euro im Jahr, das entspricht 1.181 Euro im Monat[2].

Allein wie soll diese neue Vorgabe umgesetzt – also finanziert – werden? Mit dem aktuellen Finanzrahmen bedeutet das eine nicht hinnehmbare Kürzung der kulturellen Angebote (Projekte, Aufführungen, Kurse, Konzerte, Ausstellungen etc.) um 30 bis 50 %. „Damit das Signal Wirkung entfaltet, müssen Fördertöpfe gefüllt und branchenübergreifende Honorare eingeführt werden”, forderte Frank Schischefsky von ver.di Nord in einer am 01. November 2023 veröffentlichten Mitteilung[3].

Grundlage für die Höhe der entsprechenden Honorare soll die bundeseinheitliche Empfehlung „Matrix zu Basishonoraren“ sein – aber diese Matrix enthält keine einzige Zahl![4] Es kann nicht sein, dass das Ergänzen der spartenspezifischen Honorare Ländersache wird, denn welche:r Künstler:in wird in einem Bundesland arbeiten wollen, bei dem er/sie für die gleiche Arbeit weniger Geld verdient? Was ist mit den vielen Künstler:innen, die nicht an einem von Land finanzierten Projekt partizipieren? Und was ist mit den Angestellten der Kulturvereine wie z.B. Jugendkunstschulen, Literaturhäuser, soziokulturelle Zentren etc.? Sie sind ebenfalls jenseits einer tariflichen Vergütung angestellt. Diese und viele weitere Fragen blieben auch auf der Kulturkonferenz unbeantwortet.

Das Forum Kulturverbände verweist deshalb auf die von ver.di erarbeiteten Basishonorare für selbstständige Kreative[5] und fordert zur schrittweisen Erfüllung dieser Vorgabe die Aufstockung des Etats für die nicht-staatlichen Kulturträger um dauerhaft 2,7 Mio € zzgl. einer jährlichen Dynamisierung der Projektgelder für die Trägervereine von min. 2,5%, um Tarifanpassungen und Kostensteigerungen finanzieren zu können.

Kontakt:
Kati Mattutat (mattutat@koeppenhaus.de) | Imke Freiberg (i.freiberg@greifswald.de)
Selina Wippler (wippler@ifnm.de) | Beate Nelken (info@jkv-mv.de)

[1] Quelle: https://www.regierung-mv.de/Aktuell/?id=195746&processor=processor.sa.pressemitteilung
[2] Quelle: https://www.kulturrat.de/presse/pressemitteilung/thema-im-bundestag-dauer-krise-kuenstlereinkommen/
[3] Quelle: https://www.zeit.de/news/2023-11/01/verdi-begruesst-basishonorare-fuer-kulturschaffende-in-mv
[4] Quelle: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2022/2022_10_05-Anlage_Honorar matrix-Struktur_8Kultur-MK_Soziale-Lage.pdf
[5] Quelle: https://kunst-kultur.verdi.de/++file++6389e441ae79cb58ac72193d/download/2022-12_verdi-KunstKultur_Basishonorare-fuer-Kreative.pdf

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