Nr.15/2024 | 13.01.2024  | MPin  |Ministerpräsidentin

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat am Sonnabend im Namen des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier an neun Bürgerinnen und Bürger des Landes den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgehändigt. „Diese hohe Auszeichnung ist Ausdruck der Anerkennung für Leistungen, die weit über das normale Maß hinausgehen und über einen langen Zeitraum erbracht wurden“, sagte die Ministerpräsidentin bei der feierlichen Zeremonie in Schwerin.

„Vereint Segel setzen“ sei das Motto „unserer Bundesratspräsidentschaft, die das Land Mecklenburg-Vorpommern im letzten November übernommen hat.

Es geht darum, in Zeiten großer Herausforderungen den richtigen Weg zu finden, wie wir z.B. dem Klimawandel und dem demografischen Wandel begegnen können, wie wir unsere Wirtschaft und unsere Demokratie stärken können. Ich bin überzeugt: Das geht nur gemeinsam. Bürgerinnen und Bürger, Politik und Wirtschaft, Unternehmen und Verbände – nur zusammen können wir unsere Ziele erreichen.“

Schwesig weiter: „Vor allem brauchen wir die vielen engagierten Menschen vor Ort, die mit Herzblut und Leidenschaft dabei sind und zeigen, alle können etwas tun, im Kleinen wie im Großen. Menschen wie die Ausgezeichneten – sie alle stehen beispielhaft für das gute Miteinander in unserer Gesellschaft, für Wärme, für Gemeinschaft. Dafür wollen wir Sie heute auszeichnen. Und ich möchte ganz ausdrücklich auch den Familien danken, den Partnerinnen und Partnern, Kindern, den Freunden, die die Ausgezeichneten unterstützen. Ohne diese Unterstützung zu Hause wäre vieles nicht möglich.“

Diakon Christophorus Baumert aus Dömitz ist eine Instanz, Ehrenbürger der Stadt und sozial engagiert, immer da. 1985 kam er nach seinem Theologiestudium nach Dömitz, ist seitdem aktiv und kümmert sich um die, die Hilfe brauchen. „Und das nicht nur in der Kirchgemeinde. Er hatte und hat offene Ohren für alle Hilfe- und Ratsuchende: für diejenigen, die nach der Wende Schwierigkeiten hatten, sich zu orientieren, für Jugendliche und Arbeitslose“, sagte die Ministerpräsidentin.

Er gibt Wohnungslosen Obdach und hat gemeinsam mit seiner Frau die Dömitzer Tafel eingerichtet und sich für Geflüchtete engagiert.“ Seinem großen Engagement sei es auch zu verdanken, dass die Maria-Rosenkranz-Kirche trotz vieler Widerstände gebaut werden konnte. Schwesig: „Die Gemeinde hat damit einen wunderschönen Ort für Gottesdienste, Andachten und Feiern.

Darüber hinaus hat sich Herr Baumert über viele Jahre als Polizei- und Notfallseelsorger für unser Land engagiert. Mit seinem herausragenden Engagement bereichert der Ausgezeichnete seit fast 40 Jahren das soziale Leben in Dömitz wie kaum ein anderer. Bescheiden, von Nächstenliebe geprägt und unermüdlich ist er im Einsatz und trägt viel zu einer lebendigen Gemeinschaft bei, zu mehr Verständnis und Toleranz. Das alles tut er aus tiefster Überzeugung. Für sein Engagement erhält er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“

Für Klaus-Peter Glimm aus Greifswald sei das Thema Ausbildung ein Lebensthema. Menschen, die einen sozialen Beruf ergreifen, brauchen eine gute Ausbildung, gute Arbeitsbedingungen und auch eine gute Bezahlung. Ab diesem Jahr können nach den Erzieherinnen und Erziehern auch Menschen, die einen Pflegeberuf erlernen eine kostenfreie Ausbildung machen. „Das haben wir mit dem Doppelhaushalt für die Jahre 2024/25 beschlossen“, betont die Ministerpräsidentin stolz.

Nach der Deutschen Einheit habe sich Herr Glimm für die rechtliche Anerkennung und Gleichstellung der Berufsabschlüsse der Gesundheits-, Sozial- und Jugendfürsorgerinnen der DDR eingesetzt, später sein Wissen über Soziale Arbeit als Gastdozent an der Hochschule Neubrandenburg weitergegeben.

err Glimm hat das Kita-Portal für die Planung und Abrechnung in der Kindertagesbetreuung im Landkreis Vorpommern-Greifswald entwickelt. Es erleichtert die Arbeit und hilft, sich auf das Wesentliche, die soziale Arbeit, zu konzentrieren. Längst wird es auch in anderen Landkreisen benutzt.

Seit 1993 war der Ausgezeichnete maßgeblich am Auf- und Ausbau des dbb Landesbundes Mecklenburg-Vorpommern beteiligt. Zielorientierte Zusammenarbeit, verbunden mit hoher Sachkompetenz – so wird seine gewerkschaftliche Arbeit beschrieben. Dabei ginge es natürlich nicht nur um Einsatz für mehr Geld. „Es ging Herrn Glimm ebenso um alle Belange der Beschäftigten im Öffentlichen Dienst, um dessen nachhaltige Leistungsfähigkeit.“

Zu all dem sei Herr Glimm Gründungs- und Vorstandsmitglied des Deutschen Kinderschutzbundes im Kreisverband Greifswald und sehr aktiv im Landesverband Mecklenburg-Vorpommern. Auch der „Greifswalder Kinder-Mittagstisch“ gehe nicht zuletzt auf seine Initiative zurück. Schwesig: „Die Kinder in unserem Land, die Menschen in den sozialen Berufen und im Öffentlichen Dienst haben Herrn Glimm viel zu verdanken. Mit großer Freude überreiche ich Ihnen das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, so die Ministerpräsidentin.

Mehr als 25 Jahre lang hat Peter Grosch aus Schwerin bei der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche als Referent und später als Geschäftsführer im Bereich Gefährdetenhilfe gearbeitet. Er hat sich um Obdachlose, Straffällige und vor allem um Suchtkranke gekümmert. Geprägt von persönlichen Erfahrungen hat er gemeinsam mit seiner Frau schon zu DDR-Zeiten eine erste Selbsthilfegruppe für Suchtkranke gegründet. „Dies war zur damaligen Zeit ein eher seltenes Hilfsangebot. Für die Mecklenburgische Landeskirche baute Herr Grosch ein ganzes Netzwerk an Arbeitsgemeinschaften für Alkoholsüchtige im Land auf und war nach der Wende dabei, als die ersten Suchtkliniken in Mecklenburg-Vorpommern entstanden“, erklärte die Ministerpräsidentin bei der Ordensübergabe. Bis heute engagiert sich Herr Grosch unermüdlich für die Suchthilfe, war Initiator des Sozialkaufhauses in Schwerin und über viele Jahre im Vorstand des Landesverbandes für Straffälligenhilfe Mecklenburg e.V. aktiv.

„Außerdem engagiert sich der Ausgezeichnete seit über 25 Jahren für die Schweriner Tafel, dessen Mitbegründer und Vorstandsvorsitzender er ist.“ Er kümmert sich um die Lebensmittelausgabestellen und die Kindertafel. Schwesig: „Es ist mir eine Ehre, Peter Grosch für sein herausragendes soziales Engagement das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland zu überreichen.“

Dr. Matthias Gründling aus Zinnowitz forscht seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Sepsis. Sein Ziel ist das frühere Erkennen der Erkrankung. Viele Todesfälle und Folgeschäden könnten so vermieden werden. Jährlich erkranken rund 230.000 Menschen in Deutschland an einer Sepsis. Mehr als 85.000 Menschen sterben daran.

An der Universitätsmedizin Greifswald hat der Mediziner 2006 ein Qualitätsmanagementprojekt mitbegründet, dessen Leiter er ist. Ebenso leitet er die Arbeitsgruppe Klinische Sepsisforschung. Seine Arbeit zeigt Erfolge: die Sepsis-Sterberate am Uniklinikum Greifswald liegt 10 % unter dem Bundesdurchschnitt. Das ist ein toller Erfolg, der mehrfach ausgezeichnet wurde u.a. mit dem Global Sepsis Award“, betonte die Ministerpräsidentin. Ein wichtiger Baustein seiner Arbeit sei eine gute Schulung von Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und pflegenden Angehörigen. Um das Bewusstsein für diesen lebensbedrohenden Notfall zu schärfen, engagiere sich Herr Gründling auch in der Kampagne „Deutschland erkennt Sepsis“, die mit Filmen oder Onlineschulungen Aufklärung leistet. Er ist Mitbegründer der Deutschen Sepsisgesellschaft. Schwesig: “Für sein herausragendes Engagement und den damit verbundenen lebensrettenden Errungenschaften in Bezug auf Qualitätsverbesserungen bei der Behandlung der Sepsis überreiche ich Herrn Dr. Gründling das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“

Mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland wurde Jutta Hastädt aus Karrenzin im Landreis Ludwigslust-Parchim für ihr jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement vor allem für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet. Schwesig: „Seit über 50 Jahren ist Frau Hastädt für das Deutsche Rote Kreuz aktiv. Sie ist Leiterin des Jugendrotkreuzes im DRK-Kreisverband Parchim e.V. und steht dort 3 Jugendgruppen vor. Unzählige Mädchen und Jungs hat sie in Erster Hilfe ausgebildet. Mit ihrer Arbeit ist sie so erfolgreich, dass die Jugendtruppe aus Parchim beim Bundeswettbewerb des DRK unter die Top 10 gekommen ist. Ein toller Erfolg.“

Die Techniken der Ersten Hilfe zu beherrschen, sei nötig, um helfen zu können, sagte die Ministerpräsidentin weiter. Aber es gehe Frau Hastädt bei der Ausbildung um mehr: „um Hilfsbereitschaft, um Gemeinschaft, um Spaß, Ausdauer, um das Miteinander. Das steht auch im Mittelpunkt, wenn Frau Hastädt für ihre Schützlinge jedes Jahr die Jugendrotkreuz-Camps organisiert oder mit den jüngsten Helfern die Spender beim Blutspendedienst betreut“. Auch in ihrem Wohnort, sei ihre helfende Hand gefragt: kaum ein Dorf- oder Kinderfest, an dem sie nicht mitwirke. Darüber hinaus engagiert sie sich beim dortigen Sportverein und als Wahlhelferin. „Zu unterstützen, für ein liebens- und lebenswertes Miteinander zu sorgen, das ist für Frau Hastädt wirklich eine Herzensangelegenheit“, betonte die Regierungschefin.

Als Projektkoordinatorin im Trägerverein des Koeppenhauses habe Kati Mattutat aus Greifswald ganz maßgeblich dazu beigetragen, das Literaturzentrum Vorpommern zu einer regional und überregional wichtigen soziokulturellen Einrichtung zu machen.

Die Lesungen, Vorträge, Konzerte, Tagungen und Ausstellungen bereichern das kulturelle Leben in Greifswald und weit darüber hinaus. Und was die Fragen unserer Zeit angeht, erklärte die Regierungschefin: „Die Bulli-Tour im Wahlsommer 2021 hat Menschen im ganzen Land mit Künstlerinnen und Künstlern und miteinander ins Gespräch gebracht: über Klimawandel und Pandemien, Energie und Digitalisierung, Zuwanderung und Vielfalt. Danke an Frau Mattutat, für ihre Ideen und ihre Projekte!“

Die Ministerpräsidentin dankte auch für den Einsatz von Frau Mattutat für Künstlerinnen und Künstler im Land. „Sie engagiert sich ehrenamtlich im LiteraturRat M-V mit dem Ziel, die Literatur und die Menschen, die sich mit ihr beschäftigen, zu stärken und der Literaturszene eine gemeinsame Stimme zu geben.

Im FORUM KULTURVERBÄNDE MV macht sie sich für Kunst und Kultur in Mecklenburg-Vorpommern stark und begleitet die Umsetzung der kulturpolitischen Leitlinien.“ Für all das habe sie einen Orden verdient: „Ich überreiche Ihnen mit großer Freude das Verdienstkreis am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.“

Für sein jahrzehntelanges Wirken im Bereich der Tierseuchenforschung und für den Aufbau des Friedrich-Löffler-Instituts auf der Insel Riems erhält Prof. Dr. Thomas Mettenleiter aus Mesekenhagen im Landkreis Vorpommern-Greifswald das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Professor Mettenleiter habe seit 1997 bis zu seinem Ruhestand im vergangenen Jahr das Friedrich-Löffler-Institut geleitet, die Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit mit Hauptsitz auf der Insel Riems bei Greifswald. „Er hat maßgeblich dazu beigetragen, dass dieses weltweit älteste Virusforschungsinstitut wieder zu einem Zentrum von Weltgeltung wurde. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben den Grundstein für markierte Impfstoffe gelegt, die es ermöglichen, zwischen geimpften und infizierten Tieren zu unterscheiden. Damit können viele vorbeugende Schlachtungen vermieden werden – eine große Erleichterung für die Besitzer und ein Riesenfortschritt in der Tierseuchenbekämpfung“, betonte die Ministerpräsidentin.

Die Gremien aufzuzählen, in denen Herr Prof. Mettenleiter sein Wissen weltweit teilt, würde den Rahmen sprengen.

„Selbst die Auszeichnungen aufzuzählen, die er für seine Arbeit bekommen hat, wäre zu viel. Beispielhaft möchte ich aber für seinen Beitrag zu Gründung des Helmholtz-Instituts für One Health in Greifswald danken. Und für seine Beratung, von den gefährlichen Tierseuchen bis hin zu Corona. Ich bin stolz darauf, dass ein so herausragender Forscher und Arzt in Mecklenburg-Vorpommern den Ort seines Wirkens gefunden hat.“

Im Backsteingebäude gegenüber des Münsters Bad Doberan findet man den „Treffpunkt Suppenküche“. Hier sind alle willkommen. Barbara Niehaus aus Hohenfelde bei Bad Doberan hat diesen Treffpunkt mitbegründet und leitet ihn im Ehrenamt seit 2008. „Die Suppenküche in Bad Doberan ist ein Anlaufpunkt für Menschen jeden Alters, verschiedener Herkunft und unterschiedlicher sozialer Schichten. Täglich nehmen etwa 100 Gäste das Angebot in Anspruch. Sie essen, sprechen mit anderen Menschen und verbringen Zeit miteinander“, sagte die Ministerpräsidentin. Frau Niehaus habe das Projekt in 14 Jahren immer weiterentwickelt und auf stabile Beine gestellt. Viele Ehrenamtliche unterstützen sie bei der Arbeit und seit einigen Jahren auch drei Festangestellte. Das war auch in der Corona-Pandemie so. So wurden zum Beispiel in Zeiten, in denen ein Zusammentreffen nicht möglich war, Lebensmittelpakete bis vor die Haustür gebracht.

Auch im Kirchengemeinderat von Bad Doberan, in der Kirchenkreissynode und im Flüchtlingsnetzwerk sei Frau Niehaus engagiert. „Eine starke Gesellschaft braucht Zusammenhalt, eine starke Demokratie braucht die Teilhabe und Begegnung aller Menschen. Für ihr Engagement für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft übergebe ich ihr das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“, so die Ministerpräsidentin.

Für sein Engagement für unsere Demokratie und das gesellschaftliche Miteinander erhält der Schweriner Dr. Daniel Trepsdorf das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. „Demokratie kann man keiner Gesellschaft aufzwingen, sie ist auch kein Geschenk, das man ein für alle Mal in Besitz nehmen kann. Sie muss täglich erkämpft und verteidigt werden. Das hat Heinz Galinski gesagt, der langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland“, erklärte die Ministerpräsidentin bei der Ordensübergabe.

Herr Dr. Trepsdorf verteidige die Demokratie jeden Tag. Schwesig: „Seit vielen Jahren setzt er sich für die Menschen- und Bürgerrechte ein. Er und seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen aus dem Demokratiezentrum Westmecklenburg sind ausgezeichneter Ort im „LAND DER IDEEN“ und Träger des Preises „NACHBARSCHAFFTINNOVATION – Gemeinschaft als Erfolgsmodell“ für den Einsatz für Demokratie und gegen Rechtsextremismus. „Die Demokratiearbeit mit Kindern ist Herr Trepsdorf besonders wichtig. Mit Hilfe seines Buches „Aufstand der Umlaute“ sensibilisiert er Grundschülerinnen und Grundschüler gegen Mobbing, Schulgewalt und Ausgrenzungen“, so die Regierungschefin. Auch im Ehrenamt setzt sich Herr Trepsdorf aktiv für die Gesellschaft ein, engagiert sich in der Schweriner Kommunalpolitik in der Stadtvertretung, im „Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin“ und im Bündnis „Schwerin für alle“. Aufgrund seines Engagements ist er immer wieder mit Hass und Hetze bis hin zu konkreten Bedrohungen konfrontiert. Es gehört sehr viel Mut dazu, das nicht nur auszuhalten, sondern auch bewusst zu entscheiden: ich mache weiter. Davor habe ich großen Respekt.“

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