Im Rahmen der Queerfeministischen Festivalwochen, vom 03.-17.03.2024, führte der Peter-Weiss-Haus e.V. mit Hilfe der Förderung durch das Projekt „Queere Vielfalt“ drei Veranstaltungen zu explizit Queeren Perspektiven mit verschiedenen Projektpartner*innen durch. Die Umsetzung der drei Projektteile ist hier nacheinander- in Reihenfolge der zeitlichen Durchführung – beschrieben.
Filmvorführung mit Publikumsgespräch „Risse im Patriarchat“
06.03.2024, 19:30-21:45 Uhr, Möckelsaal im Peter-Weiss-Haus
Am Mittwoch den 06.03.2024 wurde im Möckelsaal des Peter-Weiss-Haus e.V. der Dokumentarfilm „Risse im Patriarchat gezeigt. Der Dokumentarfilm zeigt die Perspektiven von sieben Personen der LGBTQI*-Community in Buenos Aires. Die Protagonist*innen erzählen, ausgehend von ihren Erfahrungen und Wünschen, aus welchen Gründen und für welche Ziele sie sich engagieren. Dabei nehmen sie die Zuschauer*innen mit auf eine politische und autobiographische Reise durch die Geschichte der LGBTQI*-Bewegung.
Leider konnte der eingeladene Filmemacher Kai Münch aufgrund des Bahnstreiks im Fernverkehr nicht aus Berlin anreisen[1]. Die Einführung zum Film sowie das anschließende Publikumsgespräch wurde daher von Anna Kraus (Aktivist*in aus Rostock) übernommen.
Die Filmvorführung war mit ca. 45 Personen sehr gut besucht. Am anschließenden Publikumsgespräch nahmen etwa 15 Personen teil. In diesem Gespräch wurden sowohl Eindrücke als auch eigene Erfahrungen und Bezüge zu den Erzählungen (über Diskriminierungs- und Empowerment-Erfahrungen) geteilt. Die behutsame Gesprächsleitung durch Anna Kraus ermöglichte eine zum Teil sehr persönliche Atmosphäre im Gespräch. Die (informelle) Rückmeldung vieler teilnehmender Personen war, dass der Film durch den Originalton mit Untertiteln zwar viel Konzentration erforderte – es aber eine empowernde und emotional berührende Erfahrung war, den dokumentierten Personen bei Ihrem Umgang mit Ausgrenzung und dem kontinuierlichen Kampf in der eigenen Bewegung zuzuhören.
Workshop „Geschlechtliche, romantische und sexuelle Vielfalt“
Samstag, 09.03.2024, 14:00-18:00 Uhr, Möckelsaal im Peter-Weiss-Haus
Der von zwei Trainer*innen des Bildungskollektivs QUBE (Bildungsprojekt „Queere Bildungs- und Antidiskriminierungsarbeit MV“) durchgeführte Workshop sollte als Angebot für „Einsteiger*innen“ (Menschen ohne Vorwissen), Informationen rund um das Thema geschlechtliche, romantische und sexuelle Vielfalt vermitteln und die Teilnehmenden in persönlichen Einstiegs-Reflexionen zum Thema begleiten. Der Workshop konnte wie geplant durchgeführt werden. Die insgesamt 9 Teilnehmenden wurden von den Teamer*innen in großer methodischer Vielfalt an das Thema herangeführt. Nach Auskunft der Workshopleiter*innen standen – ausgehend von den Interessen der Teilnehmenden – vor allem die Themen Intergeschlechtlichkeit, Queere Persönlichkeiten sowie die aktuelle politische und gesellschaftliche Lage Queerer Personen im Vordergrund. Als erste Sensibilisierung für das Thema erschien die Zeit für den Workshop ausreichend. Für kommende Angebote bieten sich laut dem Team Weiterführungen zu Queeren Persönlichkeiten aus globaler Perspektive sowie zu Ableismus und Mehrfachdiskriminierung an. Um die persönlichen Diskussionen und den Austausch zwischen den Teilnehmenden zu ermöglichen, war der geschützte Raum eines Workshops (mit Anmeldung) das ideale Setting. Dies wäre auch bei einer Fortführung zu berücksichtigen.
Ausstellung mit Künstler*innen-Gespräch „Existing and Longing“
Ausstellung ab 03.03.2024, Samstag, 16.03.2024, 19:30-21:30 Uhr Künstler*innen-Gespräch
Innerhalb der Queerfeministischen Festivalwochen konnte mit dem Ausstellungsprojekt „Queer Sexworkers on Existing and Longing“ auch die Perspektive Queerer Sexarbeiter*innen sichtbar gemacht werden. Dieses Anliegen wurde durch ein Informationspanel zur Selbstorganisierung von Sexarbeitenden am 16.03.2024 zusätzlich unterstützt. Die durch das Programm „Queere Vielfalt“ geförderte Ausstellung der Künstlerin Tia Morgen bildete für die Beschäftigung mit Anliegen und Perspektiven Queerer Sexarbeiter*innen den idealen Auftakt und Rahmen, um auch Einsteiger*innen ins Thema eine neue Sichtweise, jenseits von Viktimisierung von Sexarbeiter*innen zu ermöglichen.
In der detaillierten Ausstellungsplanung wurde deutlich, dass der Ausstellungsteil bestehend aus Polaroid-Bildern nicht analog im Peter-Weiss-Haus zu zeigen ist. So wurde – parallel zur Audio-Collage – ein digitaler Bild-Loop erstellt, der in einer Kubus-Installation auf sechs Bildschirmen (3x Audio, 3x Bild) gezeigt werden konnte. Dank der Flexibilität der Zuwendungsgebenden konnten die Transport- und Versicherungskosten für die Ausstellung umgewidmet werden, um die Ausstellungsinstallation in dieser Form möglich zu machen.
Die Ausstellungseröffnung verschob sich innerhalb der QFFW leider um drei Tage, da der Ausstellungsaufbau sowie die Jugendschutzabsprachen zu den Verkehrsflächen im Haus aufwändiger waren als ursprünglich geplant.
Das Künstlerinnen-Gespräch fand am 16.03.2024 von 15:00-17:00 Uhr als virtuelles Format über die Plattform Zoom statt. Nachdem es von verschiedenen (nicht in Rostock wohnhaften) Personen die Rückmeldung gab, dass eine Online-Teilnahme für einige Zielgruppen barrierearm/ärmer sei, wurde das Format in dieser Form umgesetzt. Im virtuellen Raum wurden verschiedene Methoden genutzt – gemeinsames Hören der Audio-Collage, Austausch in Kleingruppen und über den Chat sowie direktes Interview mit der Künstlerin – um das Gespräch so teilnehmendenorientiert wie möglich zu gestalten. Leider nahmen nur sechs Personen am Gespräch teil. Trotz dieser geringen Reichweite, war das Gespräch in kleiner Runde ein absoluter Erfolg, da Tia Morgen ausführlich über ihre Recherche und die Interviews berichtete, die dann im künstlerischen Prozess verarbeitet wurden. So wurde einerseits das Thema weiter vertieft sowie ein direkter Einblick in den Schaffensprozess und künstlerischen Aktivismus der Künstlerin gegeben.
Die drei durch das Programm „Queere Vielfalt“ geförderten Programmteile haben die Queerfeministischen Festivalwochen 2024 für alle Teilnehmenden sowie die beitragenden Akteur*innen bereichert. Das durchweg positive Feedback zeigt uns als Veranstalter*innen, dass Angebote – auch im kleinen Kreis – zu den gewählten Themen weiterhin relevant sind und den Bedarf unserer Zielgruppen in der Soziokultur treffen